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Dezember 2021 PDF Drucken E-Mail

 

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Liebe Freunde, 

wie immer um diese Jahreszeit folgt mein Bericht über das Jahr, das zu Ende geht. Bedingt durch die Pandemie und die erneuten Quarantänen und Halbquarantänen konnte die Arbeit auch dieses Jahr  nur unter schwierigsten Umständen durchgeführt werden, wie ihr euch vorstellen könnt. Die Schulen sind bis jetzt immer noch geschlossen. Es gab zwar digitalen Unterricht, der aber nur sehr schlecht funktionierte, weil das Internet instabil ist und viele Menschen nicht die nötigen Geräte hatten. Für unsere Kinder mussten wir die Computer von Tres Soles und Luis Espinal zusammenlegen, Kopfhörer und Mikrofone kaufen und unsere Handys zur Verfügung stellen, damit sie dem Unterricht beiwohnen konnten. Außerdem musste stundenweise ein Assistent eingestellt werden, um den Betrieb der Technik zu gewährleisten. Im April, zwischen der zweiten und dritten Corona-Welle, hatte jemand die geniale Idee, die Schüler gruppenweise in die Schule zu zitieren, um Prüfungen zu schreiben und Hausaufgaben abzuholen.

Prompt hat sich während dieser Gruppenaktivitäten in der Schule eines unserer Kinder mit dem Coronavirus angesteckt. Fünf Kinder und fast das gesamte Personal wurden daraufhin krank, auch meine ganze Familie und ich. Wie durch ein Wunder war unsere Enkelin Lucia die Einzige, die verschont wurde. Die betroffenen Kinder mussten auf Anweisung des Jugendamtes für drei Wochen im Covid-Isolierungszentrum von Quillacollo interniert werden. Guisela erwischte es am Schlimmsten und musste mit Sauerstoff versorgt werden. Schon vor dem Ausbruch der Krankheit hätte ich mich außerdem wegen eines Leistenbruchs operieren lassen sollen, was immer wieder verschoben wurde, bis es wirklich nicht mehr ging und es praktisch notfallmäßig geschehen musste. Aus diesem Grund musste ich mehrere Wochen meiner Arbeit fern bleiben, aber jetzt geht es uns Gott sei Dank allen wieder gut. 

Die Aktivitäten in Tres Soles gingen natürlich weiter, wir konnten ja nicht einfach schließen, aber sie wurden auf ein absolutes Minimum reduziert. Die Einhaltung der strengen Schutz- und Hygienemaßnahmen waren sowohl für die Kinder als auch für die Betreuer mühsam. Unsere Kinder haben schon unter normalen Umständen Probleme mit der Körper- und Raumpflege, weshalb ich oft in diesem Zusammenhang von einem „Kleinkrieg“ gesprochen habe, der in einem vernünftigen Ausmaß  Sauberkeit und Ordnung zum Ziel hatte. Der eine oder andere von euch mag sich sicherlich daran erinnern. Auch die Einkäufe und das Kochen fanden genau wie 2020 unter erschwerten Umständen statt. Wenn kein Gas vorhanden war, wurde eben im Hof auf dem Feuer gekocht. Zum Glück standen uns erneut unsere Tochter Fanny und unser Schwiegersohn Christian mit ihrem Auto zur Verfügung. Ohne ihre Mithilfe wäre eine Fortsetzung der Arbeit praktisch unmöglich gewesen und das Projekt sowie unsere Arbeit in Tres Soles hätten womöglich ein plötzliches, jähes, aber vor allem ungeplantes Ende gefunden, wobei ich beim nächsten Thema bin.

Im Juli-Rundbrief habe ich bereits ausführlich von unseren Plänen und den bevorstehenden Veränderungen in Tres Soles berichtet. Tatsächlich ist es uns gelungen, für alle Mädchen und Jungen angemessene Bedingungen der Unterbringung zu finden, ob im Heim oder in der Familie. So, wie es aussieht, werden uns also die letzten Kinder zum Jahresende verlassen. Was uns sehr entgegen kommt, sind die Bedingungen, die das Jugendamt an uns stellt. Es muss sichergestellt sein, dass es für mindestens ein Jahr eine soziale und rechtliche Nachbetreuung  der Kinder und Jugendlichen geben wird und  „dass möglicherweise anfallende materielle oder moralische Bedürfnisse“ dieser Kinder in ihrem neuen Zuhause gedeckt werden. Natürlich ist das reiner Eigennutz, da es ihnen sicherlich in erster Linie um die finanziellen Mittel geht, aber uns gibt es die Möglichkeit die Kinder und Jugendlichen auch weiterhin in ihren Bedürfnissen begleiten zu können, so dass sie sich nicht allein gelassen fühlen müssen. 

Überdies müssen anhängige Verfahren, was den Austritt aus dem Register des Jugendamtes, des Arbeitsministeriums, der Altersvorsorge, der Krankenversicherung und der Steuerbehörden betrifft, abgeschlossen werden. Auch wird möglichen Ansprüchen oder Klagen auf Sozialleistungen für die ehemaligen Betreuer nachgegangen werden, da es leider immer wieder Leute gibt, die die Lage ausnutzen und höhere Abgangsentschädigungen und Sozialleistungen einfordern wollen, als ihnen gesetzlich zustehen. Für die Durchführung all dieser genannten Aktivitäten werden weiterhin vier Mitarbeiter, eigentlich Freiwillige, nötig sein: Guisela in der Koordination, eine Sozialarbeiterin, ein Psychologe und ein Rechtsberater. Eine weitere, im Moment zweitrangige Aufgabe wird die Frage der künftigen Nutzung des Hauses sein, das Eigentum von Tres Soles ist. 

Nicht alles war jedoch nur Covid und  Bürokratie in diesem Jahr. Im September, als die dritte Welle abflaute, konnten wir dank einer Freundin, die jährlich einen zweckgebundenen Betrag spendet, einen zweitägigen Ausflug zu einem See in der Nähe von Cochabamba organisieren. Wir mieteten drei Bungalows exklusiv für uns und waren also sozusagen in einer sicheren „Blase“. Nach so langer Zeit des „Eingesperrtseins“ konnten die Kinder und Jugendlichen endlich wieder einmal etwas Freiheit schnuppern und am Strand herumtoben. Zwar war das Wasser zum Baden zu kalt, aber es gab Boote, die gegen eine geringe Gebühr ausgeliehen werden konnten. Guisela und ich saßen am Abend lange mit den Kindern vor dem Kamin, um ihnen noch einmal in aller Ruhe die Gründe für unser Vorgehen zu erklären, während Fanny und Christian ein leckeres Grillgericht zubereiteten. Wir glauben, dass dieser Ausflug uns allen sehr gut getan hat.

Was das Studenten- und Lehrlingsheim Luis Espinal betrifft, so war das Haus auch dieses Jahr bis auf zwei Auszubildende wenig bewohnt, da alle ihre Ausbildung mittels digitalem Unterricht von zu Hause aus fortgeführt haben. Die Studien- und Verpflegungszuschüsse fielen natürlich dennoch an, ebenso wie die Kosten für das Haus und die Betriebskosten wie Löhne, Büromaterial, Reinigungsmaterial, Reparaturen usw. Wie ich bereits im letzten Rundbrief schrieb, haben wir die Absicht, die Arbeit im Studenten- und Lehrlingsheim, wenn auch unter etwas veränderten Bedingungen, fortzuführen.Die Auszahlung der Stipendien ist mindestens bis 2024 garantiert, aber natürlich benötigen wir auch Mittel zur Deckung anderer Betriebskosten wie Gehälter, Büromaterial, Reinigungsmittel, Reparaturen usw.

In diesem Sinn möchten wir unseren Appell, den wir schon im letzten Rundbrief ausgedrückt haben, wiederholen: Bitte unterstützt uns weiterhin, es gibt noch vieles zu tun, sowohl für die Kinder und Jugendlichen der Kinder- und Jugendwohngemeinschaft Tres Soles als auch im Studenten- und Lehrlingsheim. Was leider durch Covid ein bisschen untergangen ist, ist die Tatsache, dass  das Studenten- und Lehrlingsheim dieses Jahr  25 Jahre alt geworden ist. Von 1996 bis 2008 wurde es von dem Jesuitenpater Antonio Sagristá  verwaltet, ab 2009 ist es Teil von Tres Soles. Auch wäre es schön, wenn ihr an uns in diesen schwierigen Zeiten denkt, damit wir alles richtig machen und wir diese wichtigen Schritte und Veränderungen ohne größere Probleme hinter uns bringen können. Ohne eure großzöge Hilfe, positive Energie und aufmunternden Rückmeldungen, gerade auch nach dem letzten Rundbrief, wäre unsere Jahrzehnte lange Arbeit (in diesem Jahr sind es 32 Jahre) nicht möglich gewesen. Vielen, herzlichen Dank dafür!

Liebe Grüße aus Bolivien,

Stefan und Guisela

 

 
Juli 2021 PDF Drucken E-Mail

 

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Liebe Freunde, 

in diesem Rundbrief werde ich nicht wie üblich über die Ereignisse in unserem Projekt Tres Soles berichten und das hat seinen Grund. In den letzten zwei Jahren haben sich die Ereignisse bei uns einfach überstürzt. Ich berichte der Reihe nach:

Im Oktober 2017 hatten unsere Mitarbeiterin Sabine Jorkowski und ich einen Termin mit dem Vorstand des Kindermissionswerks in Aachen, das seit bald 20 Jahren alle Spenden für Tres Soles um 20% aufstockt. Auf Nachfragen, wie lange wir das Projekt weiterführen wollen bzw. ob eine Übergabe an einen Nachfolger geplant ist, gaben wir damals zu verstehen, dass Guisela und ich uns einig sind, das Projekt fortzuführen, bis wir eine Einrichtung oder Person gefunden haben, die bereit ist, das Projekt zu übernehmen. Auf Grund der sich laufend verschlechternden Situation rückte dieser Plan jedoch in immer weitere Ferne.

Einer der Hauptgründe ist die politische Situation, die sich mehr und mehr zu unseren Ungunsten entwickelt hat. Ihr wisst, dass der bolivianische Staat unser Projekt nie unterstützt hat, obwohl wir die Arbeit machen, zu der er von Gesetzes wegen verpflichtet wäre; im Gegenteil, man hat uns immer wieder bürokratische Hindernisse in den Weg gelegt. Wir hatten eigentlich gehofft, dass sich dies in der sozialistischen Regierung von Evo Morales (2005-2019) ändern würde, aber leider war dies nicht der Fall. Diese ablehnende Haltung uns gegenüber kann man eigentlich nur damit erklären, dass eine „unabhängige“ Erziehung“, die die Grundvoraussetzung für unsere Arbeit ist, nicht mit dem Programm einer „sozialistischen“ Regierung vereinbar ist. Zweifellos zielt diese darauf ab, die Schülerinnen und Schüler zu indoktrinieren. Der Höhepunkt dieser Entwicklung - und was es so schwer für einen Nachfolger macht - war das neue Gesetz, dass kein Mädchen und kein Junge länger als zwei Jahre in einem Heim verbringen dürfen. Damit wird unser gesamtes Konzept, das auf eine notwendige, langfristige Therapie- und Erziehungsarbeit bis hin zum Schulabschluss und einer Berufsausbildung ausgerichtet ist, in Frage gestellt. Leider haben wir keinen Grund anzunehmen, dass die Haltung der neuen Regierung unter Luis Arce eine andere sein wird. 

Ein anderes Problem, weshalb schon manch einer in den letzten Jahren dankend abgelehnt hat, ist die immer unsicherer werdende Finanzierung des Projekts. Wir hatten leider nie eine Finanzierung im herkömmlichen Sinn. Als das Projekt Tres Soles vor über 32 Jahren gegründet wurde, wurde es sporadisch von einzelnen Gruppen und Personen unterstützt.  Anfangs waren es Freunde und Ver- wandte, die sich später zum Förderverein Tres Soles zusammenschlossen. Aus Deutschland erhielten wir schon früh Unterstützung durch die Kirchengemeinde St. Konrad in Mannheim. Die finanzielle Lage verbesserte sich deutlich, als sich das Kindermissionswerk in Aachen bereit erklärte, alle Spenden um 20% aufzustocken. Ab diesem Jahr sind es auf Grund der Coronakrise nur noch 10%. Leider haben auch viele unserer langjährigen Spender ein Alter erreicht, in dem es schwerfällt, sich noch zu engagieren, vor allem finanziell oder aber sie weilen schon gar nicht mehr unter uns. Das ist leider eine traurige Tatsache. Neue Spender sind schwer zu gewinnen. Es braucht stets einen persönlichen Bezug. Diesen herzustellen wird aus verschiedenen Gründen immer schwieriger. Vor einigen Jahren schon wurden die regelmäßigen Touristenbesuche des deutschen Reiseveranstalters Aventoura in unserem Projekt wegen der unruhigen, politischen Lage eingestellt. Ebenfalls mussten wir vielfach auf ausländische Freiwillige verzichten, weil die Visabeschaffung immer komplizierter wurde. Uns blieb zu unserem großen Glück jedoch der SDFV des Bistums Mainz, eine anerkannte Entsendeorganisation von „Weltwärts“, einem deutschen Regierungsprogramm. Jahr für Jahr versorgte uns der SDFV mit engagierten Freiwilligen. Letztes Jahr haben wir dann, ebenfalls durch die Coronakrise, auch noch die letzten Freiwilligen dieser Organisation verloren. Die Besucher der Freiwilligen wie beispielsweise ihre Eltern oder Freunde und andere Verwandten wie auch die Freiwilligen selbst wurden nach ihrer Rückkehr in ihr Heimatland oft zu treuen Spendern.

Alternative Lösungen zu den Spenden zu finden, ist sehr schwierig. Seit Anbeginn produzieren wir, wie viele von euch wissen, in den kleinen, projekteigenen Werkstätten Kunsthandwerk (Karten, Umschläge, Schmuckkästchen und Nähprodukte), die vor allem in Europa vertrieben werden. Mit diesen Einkünften können wir aber nur einen sehr geringen Teil des Budgets abdecken. Überdies ist der Zweck dieser Arbeiten, teils therapeutischer Art, teils dient er dazu, Fähigkeiten zu entwickeln, um damit später einmal den Lebensunterhalt verdienen zu können. Hinzukommt, dass uns das Jugendamt schon öfters „Kinderarbeit“ vorgeworfen hat, obwohl die Teilnehmer über 14 sind und nur in ihrer Freizeit einige wenige Stunden pro Woche in diesen Werkstätten mithelfen. 

Mit der Verlängerung der Betriebsbewilligung seitens des Jugendamtes, die nächstes Jahr wieder fällig geworden wäre, hätte uns außerdem wieder ein Kleinkrieg bevorgestanden, der in der Vergangenheit oft mehrere Jahre gedauert hat. Welcher willige Nachfolger wollte während eines solchen Prozesses einsteigen? Selbst, wenn er so couragiert wäre sich auf den bürokratischen Marathon einzulassen, würde die Einarbeitungszeit insgesamt wenigstens zwei Jahre dauern, bis die Übernahme vollzogen werden könnte. Letztendlich springt er im letzten Moment noch ab, was wir auch schon erlebt haben oder er passt einfach nicht zu unserem Konzept und wird von den Kindern und Jugendlichen nicht akzeptiert. Aus unserer Erfahrung ist es ein sehr schwieriges Unterfangen und wir haben schon viele Enttäuschungen in der Hinsicht erlebt.

Nach reiflicher Überlegung werden wir daher im nächsten Halbjahr die Wohngemeinschaft Tres Soles mehr und mehr verkleinern, bis sie letztendlich aufgelöst sein wird, bis Ende dieses Jahres oder höchstens Mitte des nächsten Jahres. Für uns heißt das, dass wir in der nächsten Zeit für jedes einzelne Kind eine Lösung werden suchen müssen, wobei es auch sehr auf die Vorgaben des Jugendamtes ankommt, wie lange der Prozess dauern wird. Beim Studenten- und Lehrlingsheim Luis Espinal ändert sich vorerst nichts, da wir es noch einige Jahre weiterführen möchten.

Nun möchte ich noch einige persönliche Gedanken anführen. Ich habe immer betont, zuletzt während der Tournee 2017, dass ich nicht vorhabe, das Projekt noch mit über 60 Jahren (ich bin 1962 geboren) zu leiten, vor allem, wenn sich an den politischen Verhältnissen nichts ändert. Aber auch der Altersunterschied, der immer grösser wird zwischen uns und den Kindern und Jugendlichen, ist ein Grund. Meiner Meinung nach sollte man noch einen gewissen Bezug zur Jugend haben. Weitere Gründe sind der Energieverschleiß und die Abnutzungserscheinungen, die doch enorm sind. Das Konfliktpotenzial, das diese traumatisierten, jungen Menschen mit sich bringen, stellt eine ständige Herausforderung für jeden Erzieher dar und zudem birgt es ein beständiges Risiko für die Aufrechterhaltung des Projekts. Ein Gramm Marihuana, das von der Drogenpolizei in der Wohngemeinschaft gefunden worden wäre oder die geringsten Anzeichen von sexuellem Missbrauch zwischen den Bewohnern, wären den Behörden ein willkommener Anlass gewesen, das Projekt zu schliessen. Guisela und ich haben Jahrzehnte lang unter diesem manchmal fast unerträglichen Druck gearbeitet und ich glaube, es ist mehr als verständlich, dass wir nun etwas ruhiger und entspannter leben möchten, auch um unserer Gesundheit willen. 

Leider lässt sich das Problem nicht dadurch lösen, dass jetzt eine gute Seele sagt: „Ich spende das Doppelte“, denn wir sind buchstäblich zugeschnürt von einem Kampf an drei „Fronten“: Bürokratie–Finanzierung–Erziehungsarbeit. Meine Schilderungen mögen schrecklich nüchtern und pragmatisch klingen, doch Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie Guisela und ich uns fühlen, unser Lebensprojekt nach so langer Zeit ununterbrochener Arbeit auf diese Weise auslaufen lassen zu müssen. Was uns am meisten schmerzt, sind die Kinder und Jugendlichen, auch wenn sie teilweise noch nicht lange bei uns sind, zu denen man dennoch eine engere, persönliche Beziehung aufgebaut hat und die wir jetzt im Stich lassen müssen - wenigstens kommt es uns so vor, trotz unserer Bemühungen für jede und jeden einen würdigen Platz zu finden. 

Wir haben diese Rundbriefe nie als „Bettelbriefe“ gedacht, sondern sie hatten immer das Ziel, euch stets über unsere Aktivitäten und auch ein bisschen über die politischen und sozialen Verhältnisse zu informieren, aber jetzt muss ich euch bitten, die Spenden nicht einzustellen, da das Studenten- und Lehrlingsheim Luis Espinal fortgesetzt werden soll. Diese Spenden haben in den letzten zehn Jahren mittels eines Stipendiensystems Dutzenden von jungen Menschen ermöglicht, eine Berufsausbildung zu absolvieren und zu nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft zu werden. Viele von ihnen kamen aus Tres Soles und konnten übergangslos von einem Haus zum anderen wechseln. Es wäre schön, wenn alle ihre Ausbildung abschließen könnten. Dieser Rundbrief ist übrigens kein Abschiedsbrief! Wir werden in Zukunft weiterhin regelmäßig über unsere Arbeit und die Geschehnisse berichten. 

Ein großes Dankeschön an euch alle, die ihr uns dieses jahrelange Arbeiten möglich gemacht habt. Ohne euch hätten wir diese 32 Jahre – und hoffentlich noch ein paar mehr- nicht durchhalten können! 

Liebe Grüsse aus Bolivien, 

Stefan und Guisela

 
 
Theaterprojekt "Mein kleiner Orangenbaum" PDF Drucken E-Mail


Mit drei Aufführungen  am 13., 14. und 15. Oktober auf dem Sportplatz in Tres Soles ist unser zweijähriges, erzieherisches Theaterprojekt „Mein Orangenbaum“ abgeschlossen worden. Das Drehbuch, die Kulissen und alles verwendete Material wurde wie immer von den Kindern und Jugendlichen der Theatergruppe „Ojo Morado“ selbst hergestellt. Das Stück wurde frei nach dem Jugendroman des brasilianischen Autors José Mauro de Vasconcelos inszeniert. Dieser Roman ist für mich persönlich eines der berührendsten und gleichzeitig härtesten Bücher der südamerikanischen Jugendliteratur. Es geht um José, einen frühreifen und altklugen Jungen, den niemand in seiner Familie versteht. Er findet Zuflucht bei einem sprechenden Orangenbaum und in der Freundschaft mit einem älteren Mann (Manuel). Die Kinder und Jugendlichen von Tres Soles konnten sich mit dieser Geschichte identifizieren, da sie viele Situationen aus ihrem eigenen Leben beinhaltet. Sie endet tragisch, als fast gleichzeitig Manuel in seinem Wagen von einem Zug überrollt und der Orangenbaum wegen einer Strassenverbreiterung abgeholzt wird.
Die Form der Inszenierung basiert auf der Kunstform Performance Art, es kommen selbst gedrehte Videos, Schauspiel, Lieder, ein drehbares Holzhaus und ein echtes Auto zum Einsatz.  Um das Publikum herum, das in der Mitte des Sportplatzes auf dem Boden sitzt, befinden sich die ‚Strasse‘, das Haus, der Obstgarten, ein Kiosk, an dem Manuel täglich seinen Kaffee trinkt, und die Leinwand, auf die die Videos projektziert werden.
Die Rollen Josés und seines jüngeren Brüderchens stellten uns vor einige Herausforderungen, da sie mit den jüngsten Mitgliedern der Theatergruppe besetzt werden mussten. Wir waren uns nicht sicher, ob der achtjährige Juvenal und der vierjährige Fabricio in der Lage sein würden, die Rollen zu spielen,  aber sie bestanden diese Herausforderung meisterlich, man kann es nicht anders ausdrücken. Am besten gefielen sie mir, wenn sie buchstäblich „spielten“. Fabricio ist der Sohn unserer Mitarbeiterin Gabriela, die die Backstube leitet. Was Juvenal betrifft, konnte er am  Schluss das ganze Stück in- und auswendig, nicht nur seine eigene Rolle, und half seinen älteren Kameraden, wenn wie nicht weiter wussten.
Die letzten Monate der Vorbereitung begleitete uns in der Rolle der Mutter, Melita del Carpio, von Beruf Schauspielerin und Literaturdozentin an der Universität von Cochabamba. Sie war erst vor einiger Zeit (Juli)  in Cochabamba auf der Bühne zu sehen. Ihr Ehemann Ramiro Áviles spielte die  Rolle des älteren Mannes und er stellte uns für die Theateraufführung auch seinen Wagen zur Verfügung. Unser Musiklehrer Ronald Dominguez war für die musikalische Begleitung verantwortlich.
Das Publikum bestand hauptsächlich aus Schulkameraden der Jungen und Mädchen, Mitgliedern der Pfarrei und Freunden und Familienangehörigen der externen Schauspieler. Wir danken allen Beteiligten herzlich für ihren Einsatz und den würdigen Abschluss des Projekts.

Stefan Gurtner, Oktober 2015

 
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